Vitamine und Krebs
In meiner Familie gibt es mehrere an Krebs Erkrankte,und ich nehme deswegen seit einiger Zeit Vitamine ein. Halten Sie das für sinnvoll?
Es gibt dazu inzwischen zahlreiche Studien, die jedoch in ihren Ergebnissen widersprüchlich sind. Sie können auch gar keine einheitlichen Ergebnisse zeigen, da verschiedene Dosierungen in unterschiedlich langen Zeiträumen verwendet wurden. Außerdem wird der Lebensstil nicht immer ausreichend berücksichtigt; d. h., ob sich die Studienteilnehmer z. B. gesund ernähren oder regelmäßig Sport treiben.
Inzwischen ist bekannt, dass Menschen vor allem dann von einer zusätzlichen Vitamingabe profitieren, wenn ein Mangel an Vitaminen oder Spurenelementen vorliegt. So gibt z. B. eine aktuelle Untersuchung erneut Hinweise, dass Selen entgegen früherer Behauptungen durchaus vor Prostatakrebs schützen kann und dass dieser Effekt vom gemessenen Selenspiegel abhängt (Hurst R / Am J Clin Nutr 2012). Daher raten wir gesunden und kranken Menschen, bestimmte Blutspiegel (z. B. Selen, Vitamin B12 und Vitamin D) vor einer Gabe untersuchen zu lassen.
Eine aktuelle Auswertung der Physicians' Health Study II an 14 700 US-Ärzten kommt zu dem Schluss, dass Männer mit einer zusätzlichen Vitamingabe ihr Krebsrisiko um mindestens acht Prozent senken können (Gaziano JM / JAMA 2012). Besonders Männer über 70 scheinen von einer Vitamineinnahme zu profitieren. Der Schutzeffekt war besonders deutlich, wenn sie bereits zu Studienbeginn an Krebs erkrankt waren. Bei diesen Patienten konnte das Risiko, erneut an Krebs zu erkranken, sogar um 27 Prozent gesenkt werden.
Zum Vergleich: Eine Studie mit 2 705 Prostatakrebspatienten belegt, dass die prostatakrebsspezifische Sterblichkeit um ganze 61 Prozent gesenkt werden kann, wenn mindestens drei Stunden pro Woche intensive körperliche Aktivität betrieben wurde (Kenfield SA / J Clin Oncol 2011). An diesen Effekt reicht die Wirkung von Vitamintabletten bei Weitem nicht heran. Oft sind kombinierte Vitamin-Präparate sinnvoll.
Bevorzugen Sie pflanzliche Vitamine und unterstützen Sie Ihr Ziel durch eine vitalstoffreiche Ernährung: Vollkorngetreide und –produkte (nicht zu grob!); Rohkost (in kleinen Mengen); Biogemüse; naturbelassene pflanzliche Öle und Fette (insbesondere Olivenöl und Leinöl). Verzehren Sie möglichst wenig: Eiweiß und Fett in Form von Fleisch und Wurst, Zucker, Weißmehlprodukte, hocherhitzte Speisen (über 180° C), Fertigprodukte, Fast Food, Kuhmilch.