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Heilung von Krebs: das biologische Potenzial nutzen

Selbstheilungs- und Reparaturprozesse im Organismus als Kraft der Gesundheit bei schwerer Krankheit. Was hat es mit den Erfahrungsberichten auf sich, die von Patientinnen und Patienten erzählen, deren Krebserkrankung geheilt wurde, obwohl ihre Prognose ganz anders aussah?

©Zoonar.com Nando Lardi 17525632

Die vielleicht gar die empfohlene Therapie abgelehnt haben, weil die Aussichten zu schlecht, die Nebenwirkungen zu gewaltig ausgesehen haben, und sie dann doch gesund geworden sind?

Wir berichten über diese Menschen, weil wir überzeugt sind, dass sie keine Einzelfälle sind, sondern dass sie das tagtägliche Potenzial unseres Körpers zu Regeneration und Gesundung sichtbar machen, das natürlich bei jeder zusätzlichen Therapiemaßnahme eine entscheidende Rolle spielt. Die Wissenschaftlerinnen Caryle Hirshberg und Kelly Turner haben solche Berichte systematisch untersucht -, ihre Ergebnisse können wir mit der Erfahrung aus unserer Beratungspraxis voll bestätigen.

Das medizinische Fachwort Spontanremission macht deutlich, dass die Medizin sich eigentlich nur dann für Heilung interessiert, wenn sich die Ergebnisse des medizinischen Eingriffs ablesen lassen, hier ist eine Verbesserung eingetreten, obwohl „wir gar nichts gemacht haben“. Für die medizinische Forschung – als Arzneimittelwirkungsforschung oder die Therapieverlaufsforschung – gibt es hier anscheinend nichts zu entdecken.
Doch Patientinnen und Patienten wundern sich darüber, dass ihre Geschichte, gerade wenn sie unerwartet positiv verläuft, Ärzte, Krankenhaus und Wissenschaft nicht wirklich interessiert. Käthe Golücke, die in der momentum über ihre Erfahrungen berichtet, liefert hier ein Beispiel. Sie hat kurz nach dem Abschluss ihrer Chemotherapie ein ausgeprägtes Frührezidiv entwickelt. Als nächstes sollten Hochdosischemotherapie und Stammzellentransplantation durchgeführt werden, doch sie fühlte sich nicht fit genug für diese Behandlung. Aufgrund eigener Recherchen hat sie ihre Ernährung umgestellt und innerhalb von fünf Wochen eine deutliche Verbesserung ihres Befundes erreicht. Die behandelnden Ärzte konnten sich diesen Zustand nicht erklären.

Sehen Sie auch den Videobeitrag mit Käthe Golücke, der beim GfBK-Kongress in Heidelberg entstanden ist.

Was sagen Betroffene zu ihrer Genesung?

Mit ihrem Buch „Radical Remission“ aus dem Jahr 2014 macht die Sozialwissenschaftlerin Kelly Turner auf einen Blick klar, dass sie eine andere Perspektive einnimmt. Ihre Beschreibung von Heilungs- und Gesundheitsfaktoren geht von Berichten Betroffener aus, schon dies ein radikal, grundlegend anderer Forschungsansatz. Radikal, im Sinne von die Wurzel betreffend (abgeleitet vom lateinischen Wort radix), kann den Berichten zufolge auch eine Heilung sein. Die erste wissenschaftliche Beschreibung des Phänomens der Spontanremission hat die Biochemikerin Caryle Hirshberg geliefert: Sie hat Anfang der 90-iger Jahre eine beeindruckende Bibliografie von über 4.000 Fällen spontaner Remissionen aus 20 verschiedenen Ländern, die sie in der Fachliteratur aufgespürt hat, vorgelegt. Auf Deutsch ist die Studie unter dem Titel „Unerwartete Genesungen“ erschienen. Die Wissenschaftlerin berichtet, dass für sie und ihre Kolleg*innen die Frage in der Luft lag: was macht eigentlich der Körper, welche Reparatur- und Selbstheilungsprozesse sind relevant im Fall einer schweren Krebserkrankung?

Auf Einladung der GfBK und Ganimed e. V. (Ganzheitlichkeit in der Medizin e. V.) konnte Caryle Hirshberg ihre Arbeit 1995 auch in Deutschland vorstellen, unter anderem an der Universität Heidelberg. Im Interview mit György Irmey berichtet sie eindrucksvoll, wie ein schwerer Krankheitsverlauf zu einer positiven Wendung kommen kann, und wie Patientinnen und Patienten Aktivität in eigener Sache entwickeln. Das therapeutische Team hat die Aufgabe, diese Aktivitäten durch zwischenmenschliche Unterstützung zu stärken, Zuversicht und Hoffnung zu vermitteln. Unterstützung, aber auch Zweifel der Behandelnden kommen bei den Patient*innen an, und lösen neuropsychologische Prozesse aus, die heilsam sein oder Stress auslösen können, davon berichtet auch Karin Abel in der momentum.
Und natürlich ist eine gute Ernährung, die auch wirklich im Zellstoffwechsel ankommt, für die Biochemikerin Hirshberg selbstverständliche Grundlage einer Genesung.Genesungsfaktoren im Blickpunkt

Kelly Turner folgt der Forschung Caryle Hirshbergs und bittet ebenfalls Patient*innen zum Interview, die gesund geworden sind oder die eine Balance mit ihrer Krebserkrankung gefunden haben. Diese Patientinnen berichten genau, was sie alles getan haben, was sie verändert haben in ihrem Alltag, um zu überleben, um den Krebs loszuwerden oder um mit ihm zu leben. Sie schildern ihre Hypothesen darüber, was funktioniert, und sie wagen in vielen Fällen auch eine lebensgeschichtliche Einordnung. Es ist Turners akribischer Arbeit zu verdanken, dass sie uns Schlüsselfaktoren präsentieren kann, die ihrer Forschung zufolge allen Genesungen gemeinsam sind.

Im Video-Interview (auf Youtube) mit Petra Barron erzählt sie anschaulich, wie aus den vielen Einzelberichten Zusammenfassungen werden, wie dann erneut ins Detail geschaut und wieder „herausgezoomt“ wird. Am Beispiel Ernährung: Alle Patienten berichten, dass sie mit der Erkrankung ihre Ernährung umgestellt haben. Auf einmal oder schrittweise, eine komplett andere Ernährungsweise oder einzelne Bausteine – die Kreativität erscheint unendlich, und es ist nicht möglich zu sagen, diese oder jene Ernährung ist „die Beste“. Doch es gibt Gemeinsamkeiten, zum Beispiel haben alle Befragten mehr Gemüse auf den Speiseplan gesetzt als vorher, alle haben sich bewusst mit den Auswirkungen ihrer Nahrungsaufnahme auf ihren Körper beschäftigt, und sie haben gelernt, ab- und zuzugeben.

Neun Gesundungsfaktoren und ein Generalschlüssel

Bemerkenswert ist, dass alle Faktoren außerhalb des Wirkungsfeldes der eigentlichen medizinischen Therapie liegen, dennoch können sie als Schlüsselfaktoren für alle Maßnahmen, Arzneiverordnungen und Eingriffe verstanden werden. Körperliche Aktivität, Ernährung sowie Nahrungsergänzung sind drei körperbezogene Faktoren, die in allen Genesungsberichten von Kelly Turner vorkommen. Alle anderen „Key Factors“ sind dem Bereich des persönlichen Erlebens zuzuordnen und werden von Kelly Turner wie folgt benannt:

  • die spirituelle Verbindung vertiefen
  • Verantwortung für sich selbst übernehmen
  • positive Emotionen verstärken
  • der eigenen Intuition folgen
  • unterdrückte Emotionen loslassen
  • starke Gründe für das Leben haben
  • soziale Unterstützung suchen und zulassen

Alle zehn Faktoren finden sich im Alltag, sind – zum Teil jedenfalls – in der Hand der Betroffenen, alle können einen ersten Schritt unternehmen. Der zehnte Faktor ist ein Generalschlüssel für alle, die sich auf den Weg machen: gerade wenn in der akuten Krankheitsphase Rückzug und Ruhe starke Bedürfnisse sind, brauchen wir Unterstützung im Alltag, und wenn wir auf dem Weg, den wir uns vorgenommen haben, nicht weiterkommen, weiß vielleicht jemand anders Rat oder kann eine gute Therapeutin oder einen guten Therapeuten empfehlen.

Radical Hope – Fürsorge, Zuversicht und Hoffnung

Caryle Hirshberg weist eindrücklich auf die Bedeutung von Fürsorge und Hoffnung hin, auf die Patient*innen in dieser Zeit angewiesen sind, um die erwünschten positiven Effekte der Therapie zu verstärken und sie nicht mit den negativen Begleiterscheinungen allein zu lassen. Die Biochemikerin beschreibt ihren eigenen Lernprozess als einen komplexen, offenen Vorgang auf der Ebene der Seele, der sie selbst ermutigt und bereichert hat.
Kelly Turner setzt ihre „Radical Remission“ mit „Radical Hope“ fort. Hoffnung für Krebspatientinnen und Patienten, Hoffnung aber auch für alle, die mit dieser oder einer anderen schweren Erkrankung als Angehörige zu tun bekommen, und schließlich auch ein Appell an die Hoffnung aller professionell mit Gesundheit und Heilung beschäftigten Personen. Zu allererst denken wir an Ärzte und Ärztinnen, die gute Gründe für Hoffnung in den Biografien und Krankheitsgeschichten finden können, und auch an alle anderen, die Patient*innen begleiten und unterstützen. Für die Wissenschaft dürfen diese Patientenberichte eine Fundgrube sein, wenn es darum geht, Gesundheit und Heilung von schwerer Krankheit verstehen zu lernen.

Hirshberg und Turner unterstreichen die Notwendigkeit der Gesundenden selbst aktiv zu werden, sich von der eigenen Selbstwirksamkeit zu überzeugen und Veränderungen zuzulassen oder auch selbst herbeizuführen. Offen zu bleiben für kommende Veränderungen, immer bereit sein, etwas Neues auszuprobieren, wenn bisherige Strategien nicht weiterhelfen, ist der Wunsch, den Kelly Turner unserer Leserschaft in der aktuellen „momentum – gesund leben bei Krebs“ mitgibt.

Hier finden Sie eine Sammlung unserer Patientenberichte, vielleicht bekommen Sie eine Anregung zur Gesundheit, auf jeden Fall Ermutigung und Zuversicht.

Unser Infomaterial, das von unserer medizinischen Redaktion regelmäßig aktualisiert wird, umfasst detaillierte Einzelblätter zu Therapien und Therapiebausteinen sowie Broschüren, die Hintergründe und Tipps im Umgang mit Krankheit, Therapie und Nebenwirkungen bündeln.

Die erwähnten Publikationen von Caryle Hirshberg und Kelly Turner sind auch auf deutsch erschienen:

Unerwartete Genesungen (1995). Caryle Hirshberg, Marc Ian Barasch u. a.
9 Wege in ein krebsfreies Leben (2015). Kelly Turner und Mary Teusianu
Hoffnung auf ein krebsfreies Leben (2021). Kelly Turner und Tracey White


  • Telefonische ärztliche Beratung: Bitte vereinbaren Sie einen Rückruftermin unter der Telefonnummer 06221-13802-0. Unsere Mitarbeiterinnen erfassen Ihre medizinische Frage und leiten diese an den ärztlichen Beratungsdienst weiter. Unsere Ärzte rufen Sie im vereinbarten Zeitrahmen zurück.
  • Persönliche ärztliche Beratung: Nach telefonischer Terminabsprache ist in der zentralen Beratungsstelle sowie in einigen regionalen Beratungsstellen eine persönliche Beratung vor Ort möglich.

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